Im ersten Teil der Internetgeschichten haben wir uns einen oberflächlichen Überblick über die Teilnehmer in einem Computernetzwerk verschafft. Dort gibt es Server (Bediener), die etwas zur Verfügung stellen, und Clients (Besteller), die es abrufen können. Jetzt wollen wir uns einmal ganz genau anschauen wie das Ganze abläuft.
Nehmen wir ein realistisches Beispiel. Ihr sitzt mit Eurem Smartphone zuhause auf der Couch und wollt Euch über Hundewelpen informieren (die Erwähnung des Worts „Welpe“ in einem Text steigert übrigens statistisch die Besucherzahlen eines Blogs signifikant).
Google empfiehlt Euch dafür den Wikipedia-Artikel auf folgender Webseite:
de.wikipedia.org/wiki/Welpe
Da klickt Ihr nun drauf in Erwartung von süßen Hundebabyfotos. Egal, für wie toll Ihr Euer Smartphone haltet, es sind nicht alle Wikipedia-Artikel darauf gespeichert. Das wären über 55 Millionen in 300 Sprachen (habe ich auf Wikipedia gelesen). Stattdessen liegen die Artikel auf Servern irgendwo auf der Welt. Euer Smartphone schickt eine Artikel-Bestellung dort hin und der Server schickt den bestellten Artikel zurück. Das haben wir in Teil #1 geklärt. Das Ganze dauert normalerweise nicht mehr als 1-2 Sekunden.
Dass die Übertragung über eine Wegstrecke von möglicherweise tausenden Kilometern in so kurzer Zeit möglich ist, ist eigentlich schon Wahnsinn genug. Aber wir wollen noch genauer hinschauen, was da passiert. Wir stellen uns vor, in Eurem Smartphone sitzt ein kleines Männchen. Nennen wir ihn Herbert. Er wird uns noch eine Weile begleiten. Er hat beobachtet, wir Ihr bei Google den Wikipedia-Artikel angeklickt habt. Er legt die Zeitung weg, rückt die Krawatte zurecht und macht sich an die Arbeit. Er schreibt die Aufgabe auf einen Zettel: „Gib mir den Wikipedia-Artikel zu Welpen!“ (ja, auch dein Smartphone sagt nicht „bitte“, wenn es etwas aus dem Internet haben möchte).
Den Zettel wirft Herbert in den Kofferraum seines kleinen Autos und macht sich nun auf den Weg zum Wikipedia-Server. Motor an, erster Gang rein und …. öööh ja Moment, wo muss ich denn nun genau hin? Welche Stadt? Straße? Hausnummer? Es hilft nichts. Herbert macht den Motor noch einmal aus. Er muss erst jemanden nach der Adresse fragen.
Im Internet hat tatsächlich jeder angeschlossene Computer eine eigene Adresse, die sogenannte IP-Adresse. IP steht für Internet-Protokoll. Was es mit dem Internet-Protokoll auf sich hat, klären wir ein anderes Mal. Jetzt interessiert uns erst einmal nur die Adresse. Wobei es sich eigentlich nur um eine Nummer handelt. Eine lange, schwer zu merkende Nummer. Aber Herbert ist clever. Er weiß, wenn er diese Internet-Nummer kennt, wird er sich damit bis zum Ziel durchfragen können.
Das Blöde ist nur: Ihr habt gar keine Nummer eingegeben. Das ist verständlich, denn Menschen merken sich nur Namen gut, keine Nummern. Deswegen startet der Name des Artikels mit „de.wikipedia.org“. So heißt der Wikipedia-Server. Man sagt dazu auch Domänenname (englisch Domain Name) oder kurz einfach nur Domäne (englisch Domain).
Im Smartphone nimmt Herbert einen neuen Zettel und schreibt eine neue Aufgabe auf, die er erledigen muss, bevor er die eigentliche Aufgabe tun kann. Er notiert „Gib mir die Nummer (IP-Adresse) vom Server mit Namen de.wikipedia.org“. Den Zettel packt er in den Kofferraum seines Zweitwagens. Wir merken uns erstmal, dass da noch ein Auto mit einer anderen Aufgabe parkt.
Motor an, erster Gang rein und …. hmpf. Wohin jetzt? Irgendwie drehen wir uns hier im Kreis. Ich muss jemanden finden, der mir sagt, wie ich jemanden finde, der mir gibt, was ich suche!?!
Frustriert sieht Herbert Euch vor dem Smartphone an.
Herbert: „Hey, du. Hast du nicht mehr Informationen für mich als diesen Einzeiler?!“
Ihr: „…“ (schaut Smartphone an, zuckt die Schultern, erwartet Resultate in den nächsten 1-2 Sekunden)
Verzweifelt schaut Herbert sich nochmal um. Da fällt ihm ein Schild auf, mit der Aufschrift „Zum Internetrouter“. Nun ja, bei der Suche nach einer Route durch das Internet klingt Internetrouter schon einmal nicht verkehrt. Ein Hoffnungsschimmer. Herbert nimmt Fahrt auf und folgt dem Schild zum Router.
Herbert: „′tschuldigung, Router, kennst du die IP-Adresse von de.wikipedia.org?“
Router (müde): „Öhm, nö du, keine Ahnung. Ich pass hier nur auf, wer raus ins Internet geht und was von dort reinkommt.“
Herbert (traurig): „Schade. Jetzt habe ich immer noch nichts anderes als diesen blöden Domänennamen.“
Router (augenrollend): „Hmm, pass mal auf. Bevor du hier ewig rumstehst und die Schlange aufhältst: Ich hab nicht die Nummer, die du suchst, aber dafür die Nummer von jemanden, der es wissen könnte. Der ist so eine Art Bibliothekar und arbeitet beim Domänennamensystem. Frag den doch. Folge am besten dem Kabel ins Internet.“
Da erhellen sich Herbets Gesichtszüge. Endlich etwas konkretes. Er notiert sich die Nummer vom Bibliothekar und fährt los.
Router: „Stooooopp! Du bist wohl neu hier! Wenn du da rausfährst, kannst du dich leicht verirren. Ich schreibe dir mal noch meine eigene IP-Adresse auf. Die wird dir helfen wieder zurückzufinden.“
Herbert bedankt sich und fährt wie empfohlen das Kabel entlang, das vom Router in die Hauswand geht. Es ist dunkel und Herbert weiß noch nicht welche Irrfahrt ihn erwartet.
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[…] die Erwähnung des Worts „Welpe“ in einem Text steigert übrigens statistisch die Besucherzahlen eines Blogs signifikant […]
😀
> Das Ganze dauert normalerweise nicht mehr als 1-2 Sekunden.
Da kenn ich Orte in der Pfalz, wo das nicht gilt…
Die Pfalz hat andere Stärken. 😉